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Gedankenflut

Kennst du das? Wenn dich eine Vielzahl an traurigen und besorgniserregenden Nachrichten in kürzester Zeit ereilt und sich so schnell anhäuft, dass du gar nicht imstande bist, all dies zu verarbeiten und zu reflektieren. Wenn dich die Schnelle der Flut an Informationen übermannt und dich mitreißt, ehe du reagieren kannst und dich irgendwo hinführt, wo du gar nicht hin wolltest. Und dann stehst du da, fragst dich wie und wann du an diesen Punkt gelangt bist und wie du wieder zurückkommen kannst.

Vermutlich hat nahezu jeder von uns mal solch eine Phase gehabt, in der sich Todesfälle von Verwandten und Bekannten häufen, Nachrichten aus aller Welt wieder besonders brutale Ungerechtigkeiten enthüllen oder familäre und finanzielle Probleme das Leben erschweren. Oder im schlimmsten Falle gleich mehrere dieser Dinge. Vermutlich durchleben genau jetzt aufgrund der aktuellen Umstände und Nachrichten viele Menschen genau solch eine Phase. Oftmals passieren Dinge einfach so schnell, dass sie schlichtweg an einem vorbeiziehen, ehe man sie wirklich fassen und verstehen kann. Und damit verbunden ist nicht selten ein gewisses Gefühl des Gelähmtseins, ein Gefühl der Machtlosigkeit. Das spüre ich persönlich vor allem, wenn es um die Nachrichten über all das Unrecht, das auf der Welt geschieht, geht. Und dabei ist das, was wir mitbekommen, nur ein extrem kleiner Bruchteil dessen, was tagtäglich überall auf der Erde geschieht. Diese Erkenntnis kann sehr erschütternd und ernüchternd sein. Sie führt daher, wenn man sich auf eben diese Informationen fokussiert, nicht selten zu Hoffnungslosigkeit. Man verliert den Glauben an die Menschheit, den Glauben an das Gute, den Glauben an Gott.

Dabei vernachlässigen wir meistens die guten und erfreulichen Informationen in unserem Umfeld, die mindestens in genauso vielen Dingen stecken: Mit jedem Tod eines Menschen wird ein anderer Mensch geboren; Ungerechtigkeit und Unterdrückung bringen die stärksten und mutigsten Menschen hervor; Probleme und Herausforderungen lassen den Menschen wachsen; und jedes Tief kann nur als Tief angesehen werden, wenn es in Relation zu einem Hoch betrachtet wird. Wir haben verlernt, trotz all dem Schlechten auch das Schöne zu erkennen und wertzuschätzen. Wir haben verlernt, optimistisch zu sein und Hoffnung zu haben. Wir haben verlernt, vom Guten eines Menschen auszugehen und auch in uns selbst das Gute zu sehen und zu akzeptieren. Dabei ist eben jene Hoffnung, eben jener Glaube an das Gute doch genau das, was uns Menschen zu Menschen macht und uns befähigt, selbst Gutes zu schaffen.

Und letzendlich gilt, wie Gott im Koran spricht: „Wahrlich, mit der Erschwernis kommt die Erleichterung.“

 


 

In der ruhigen Nacht, in der alles so still scheint,

da kommen plötzlich all die Gedanken hervor,

die ich schon lang in meiner Seele trug;

all die Sorge und die Trauer um das Leid, das geschieht,

die Menschheit, die wegsieht und nur sich selbst und seinen Vorteil liebt.

So viele misstönende Gedanken in Disharmonie,

in unerträglichem Klang, zerstörend wie nie.

Es ist, als hätte man all das Geschehene

in einen kleinen Raum gezwängt

und in unsere Köpfe gesperrt-

verschlossen und

in der Hektik

nicht gesehen,

dann aber in der Nacht umso lauter gehört.

 

Wie können wir damit umgehen, kann mir dies jemand sagen?

Wann stehen wir auf, um Verantwortung zu tragen?

Welch‘ Flut, o Mensch!

Die Ufer weit überschreitend, die Dämme brechend und alles mitreiß-

Stopp.


Schließe die Augen für einen Moment und fokussiere.

Erinnere dich.

An Lichtmomente deines Lebens,

an schöne, versteckte Seiten und horche.

Der Lärm wird leiser und für einen Moment

scheint es in der Seele wohklingend zu summen-

und plötzlich ist sie da, die Harmonie.

Der Frieden. Die Wärme. Das Licht.

Plötzlich hörst du es wieder: dein Herz.

Öffne es.

ein frischer Wind kommt dir entgegen,

in tiefdunklem blau, auf unendlichen Wegen;

in dir die Sterne, in dir das Meer, der göttliche Segen.

Und für einen Moment hast du die Unendlichkeit wiedererlangt,

das bezaubernde Licht des Lebens hier erkannt-

Atme tief ein und behalte dies Bild

und erinnere dich dran, wenns schlecht um dich steht.

 

Gedanken aus 2015

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