Jahresreflektion

Puh. Und schon wieder sind wir am Ende des Jahres angelangt. Schon wieder ging das Jahr gefühlt einen Ticken zu schnell vorbei. Zu viele Dinge sind noch unverarbeitet in meinem Kopf, mit zu vielen Dingen wollte ich eigentlich noch aufräumen. Doch ist vieles davon schon wieder vergessen, anderes nimmt wiederum mehr Platz ein als gewünscht. Während ich das schreibe und an die letzten Monate denke, spielt sich vor meinem geistigen Auge ein Film aus Erinnerungen an das Jahr 2021 ab. Mir fällt auf: Für mich war es vor allem ein Jahr der Anstrengungen und Veränderungen. Es hat mich viel über mich selbst gelehrt und mein Leben noch einmal ordentlich umgekrempelt.

Echt Wahnsinn, wie schnell das alles geht. Über diesen Gedanken komme ich irgendwie nicht hinweg. Die Schnelligkeit des Lebens versetzt mich immer wieder in Sprachlosigkeit und erinnert mich daran, wie vergänglich, wie zerbrechlich das Leben doch ist. Wie zerbrechlich der Mensch selbst ist. Und wie schnell er in dieser Schnelllebigkeit stecken bleiben kann. Oftmals habe ich mich in diesem Jahr aufgrund der Geschehnisse auf der Welt, der Anstrengung des Studiums und der frustrierenden Pandemielage kraftlos und ohnmächtig, manchmal tatenlos und gleichgültig, oftmals angespannt gefühlt. Auf der anderen Seite verspürte ich mehr denn je Drang, aktiv zu sein und das zu tun, was sich intuitiv richtig anfühlt- und so kam es zu einigen Veränderungen und schönen Erlebnissen, auf die ich zurückblicke und von denen ich teilweise echt überrascht bin.

Die letzten Wochen waren genau wie die ersten Wochen dieses Jahres sehr anstrengend und kräftezehrend. Umso dankbarer und glücklicher bin ich jetzt- nach bestandenem Staatsexamen und erfolgreichem Umzug- das Ganze hinter mir zu haben und einen großen Meilenstein, der immer so fern und surreal schien, endlich erreicht zu haben. Erstaunlich, was der Mensch alles schaffen kann, wenn er Fleiß und Leidenschaft reinsteckt! Mein Studium habe ich aus purem Wissensdurst und Leidenschaft begonnen, ohne mir jemals über meinen Erfolg Gedanken zu machen- vor allem was das Fach Physik angeht. Das Studium war nicht leicht und es gab viele Nächte, in denen ich verzweifelt an einem Übungsblatt saß und die ganzen Zeichen und Rechenwege nicht mehr sehen konnte. Aber jeder noch so kleine Aha-Moment, jede Frage, die ich mir seitdem selbst herleiten oder beantworten kann, die mich über Gottes Schönheit staunen lässt- all das war es wert. Und jetzt stehe ich hier und lache im Nachhinein über meine übertriebene Angst und Aufregung, die ich vor der letzten mündlichen Prüfung spürte. Jetzt ist einfach alles geschafft. Und es war gar nicht so schlimm wie gedacht. Das denkt man glaube ich immer im Nachhinein. Ich kann es jedenfalls immer noch nicht richtig glauben und bin sehr erleichtert und dankbar.

So ganz ist es aber natürlich noch nicht vorbei, da ist ja noch das Referendariat. Und noch etwas, das sich ganz unerwartet von einem kleinen interessanten Gedanken in einen Teil meiner Realität transformierte: Mein Drittfach Sport, das ich in diesem Semester noch angefangen habe. Es klingt ein bisschen verrückt, muss ich zugeben. Hätte man mir zu Beginn des Jahres erzählt, dass ich Sport studieren würde, hätte ich ungläubig den Kopf geschüttelt. Schöner Gedanke, aber nieeemals! Ich bin immer noch ein bisschen erstaunt darüber, dass ich mich wirklich dazu entschieden habe. Aber zu verlockend war die Herausforderung und die damit verbundene sportliche Aktivität, nach der ich mich im Moment so sehr als Ausgleich sehne. Und ich muss zugeben, dass mir auch die Idee sehr gefällt, als muslimische Sportlehrerin neuen Wind und auch mehr „Farbe“ in den Sportunterricht zu bringen. Vielleicht auch mehr Kultursensibilität. Das hoffe ich zumindest. Jedenfalls macht die Vorstellung, Sport zu unterrichten, den Lehrberuf aus mehreren Gründen für mich noch einmal um einiges attraktiver. Bisher ist es auch ein super toller Studiengang, der mich auf einer ganz neuen Ebene fordert und meinen Horizont nochmal in eine andere Richtung erweitert. Ich hoffe nur, dass ich mich darin nicht „verliere“ und meinen gesetzten Prioritäten treu bleibe. Denn es gibt für mich einige andere Projekte und Dinge, die wichtiger bleiben sollten als die theoretische und praktische Auseinandersetzung mit Sport in Form eines Zweitstudiums. Dies ist in der jetzigen Situation vielmehr ein großes Privileg.

Beim Stichwort „Privileg“ muss ich auch an meine Zeit beim Avicenna Studienwerk denken, die nach fast 6 Jahren nun vorbei ist. Rückblickend kann ich definitiv sagen, dass die Zeit als Stipendiatin die prägsamste Zeit meines bisherigen Lebens war, da es mich auf so vielen Ebenen inspiriert, gebildet und geformt hat. Aber darüber werde ich mal in der nächsten Zeit einen separaten Blogpost schreiben. Zu viele Dinge gibt es über dieses tolle Studienwerk und seine Menschen zu sagen, die ich unbedingt mit euch teilen möchte!

Das und noch so vieles mehr ist in diesem Jahr passiert. Und all das erinnert mich daran: Wir müssen echt dankbar sein für all die Dinge und Möglichkeiten, die Gott uns allen auf die ein- oder andere Weise gibt- sei es eine gute Familie, eine gute Bildung, finanzielle Stabilität, Talente, Sicherheit und Freiheit, gute Freunde, aber auch Erschwernisse, Prüfungen und Herausforderungen, aus denen wir stärker herauskommen- alles um uns herum ist solch ein großartiges Geschenk, über das ich mir viel zu selten aufrichtig Gedanken mache und für das ich selten wirklich dankbar bin.

Und verbunden damit ist etwas, das ich mitnehme für das neue Jahr, da es seit der Pandemie sehr verloren gegangen ist: Meinen Zugang zu meinem Herzen, zu meinem Ursprung wieder finden, meine Verbindung zu Gott stärken und mit aller Aufrichtigkeit versuchen, mein Ego zu erziehen, um ein Stückchen näher an das endgültige Ziel unseres Daseins zu kommen: die Vervollkommnung des Selbst.

Welch ein befreiendes Gefühl es ist, die eigenen Gedanken wieder bewusst aufzuschreiben! Ich habe es wirklich vermisst. Und auch das nehme ich mir vor für die nächste Zeit: Wieder aktiv und regelmäßig die eigenen Gedanken und Erlebnisse festhalten und teilen. Mein Kopf platzt nur so von Geschichten und Gedanken, die seit mehreren Monaten darauf warten, endlich losgelassen zu werden! In diesem Sinne: Bis hoffentlich ganz bald!

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